Der blaue Planet

Überfluss und Mangel

Die Erde ist ein Wasserplanet. Rund 70 Prozent ihrer Oberfläche ist mit Wasser bedeckt. Der Weltwasservorrat beträgt rund 1,4 Mrd. km³. Kaum vorstellbar. 97,5 Prozent des weltweiten Wasservorkommens ist allerdings Salzwasser und damit zur unmittelbaren Nutzung als Trinkwasser ungeeignet. Weitere 2 Prozent sind in Gletschern und Schneedecken gebunden, so dass für die direkte menschliche Nutzung nicht einmal 1 Prozent der weltweiten Wassermenge zur Verfügung steht.

110.000 km³ Regen fällt jährlich auf die Landflächen der Erde, die sich durch Verdunstung und fehlenden Zugang auf insgesamt 12.000 km³ pro Jahr global nutzbaren Süßwasservorrats nochmals reduzieren. Reicht das zur Versorgung der Menschheit?

12.000 km³ global nutzbarem Süßwasser stehen jährliche Wasserentnahmen in Höhe von etwa 4000 km³ gegenüber. Die Wasserverfügbarkeit übersteigt die tatsächliche Nutzung demnach deutlich, global gesehen ist Wasser also derzeit nicht knapp.

An sich ist genug Wasser für alle da.

Süßwasser ist aber eine regionale Ressource. Sie ist auf der Welt sehr ungleich verteilt. Die verschiedenen Wasserströme sind global nur in Teilkreisläufen miteinander verbunden, die wasserwirtschaftliche Situation unterscheidet sich deshalb von Region zu Region sehr stark. Ländern im Nahen Osten, in denen Wasserknappheit herrscht, nützt es nichts, dass Brasilien und Kanada über weit mehr Wasser verfügen als sie jemals verbrauchen können. Genauso wenig nützt es den Menschen in den Dürregebieten im Nordosten Brasiliens, dass ihren Landsleuten im Durchschnitt mehr Wasser zur Verfügung steht, als in den meisten Ländern der Welt.

Die Sicherung der weltweiten Wasserversorgung stellt zweifelsohne eine globale Herausforderung dar. Dennoch sind die spezifischen Wasserprobleme in der Regel an die regionale Situation gebunden und müssen daher vor Ort gelöst werden. Dabei haben unterschiedliche Prioritäten einer integrierten Wasserpolitik für Industrie- und Entwicklungsländer zu gelten. Was für Nigeria richtig ist, kann für Griechenland falsch sein.