„Plagiate sind eine große Gefahr für unser Trinkwasser“



5 Fragen an Wolfgang Burchard, Sprecher von Blue Responsibility


Frage 1: Wie können Plagiate im Sanitärbereich erkannt werden?

Burchard: Ein vergleichsweise niedriger Preis – insbesondere beim Einkauf auf internationalen und auch nationalen Webseiten – ist ein Hinweis auf ein Plagiat. Auch eine minderwertige Material- und Verarbeitungsqualität kann durch das geschulte Fachauge erkannt werden. Spätestens bei der Verwendung von gefälschten Produkten merken auch Endverbraucher, wenn sie einem Plagiat aufgesessen sind: Unappetitliche Ablagerungen am Auslauf von Sanitärarmaturen lassen fehlende Hygienestandards erkennen. Und nicht selten resultieren sogar Wasserschäden aus der Schnäppchen-Jagd.

Frage 2: Inwiefern stellen Plagiate eine Gefahr für die Unternehmen dar?

Burchard: Neben erheblichen Umsatzeinbußen und weniger Arbeitsplätzen stellen auch Imageschäden die Unternehmen vor besondere Herausforderungen. Die Mitglieder von Blue Responsibility stehen für Qualität, Hygiene und ein großes Serviceversprechen. Produktpiraterie macht ihnen hier aber einen Strich durch die Rechnung, wenn nämlich Kunden ihre vermeintlichen Reklamationsansprüche geltend machen und ihren Unmut äußern, obwohl die Produkte gar nicht vom Originalhersteller stammen. Aus unternehmerischer Sicht ist es daher völlig verständlich, wenn die Unternehmen über weniger Forschung und Entwicklung nachdenken. Gleichzeitig ist das aber eine erhebliche Gefahr für die deutsche Wirtschaft!

Frage 3: Was bedeuten Plagiate im Sinne der Nachhaltigkeit?

Burchard: Wir von Blue Responsibility legen großen Wert auf die Trinkwasserhygiene. Sauberes Trinkwasser für alle Menschen bereitzustellen ist eine der größten globalen Herausforderungen. Denn immer noch hat rund jeder neunte Mensch auf der Erde keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Und auch wenn wir in Deutschland aufgrund ausreichender Wasserressourcen kein Wasser sparen müssen, so sollten wir es doch bewusst nutzen. Plagiate sind wegen ihrer minderwertigen Materialien und umwelt- und gesundheitsbelastenden Substanzen eine große Gefahr für unser Trinkwasser.

Frage 4: Wie schützen die Mitglieder der Nachhaltigkeitsinitiative ihre Qualitätsprodukte?

Burchard: Die herausragende Produktqualität unserer Mitgliedsunternehmen beginnt bei der sorgfältigen Lieferanten- und Rohstoffauswahl, erstreckt sich über umweltschonende Produktionsverfahren und den Einsatz von nachhaltigen Materialien bis hin zu umfassenden Funktions- und Sicherheitstests der fertigen Produkte. Wir stellen Produkte im Sinne der ökonomischen, ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit her und belegen dies unter anderem auch mit unserem europäischen Water Efficiency Label WELL.

Frage 5: Wie kann man sich gegen Produktpiraterie schützen?

Burchard: Proaktive Schutzmaßnahmen gegen Produktpiraterie gibt es wenige. Manche Markenhersteller versuchen, durch Kennzeichnungen ihre Produkte vor Fälschern zu schützen. Finanzielle Mittel im sechsstelligen Bereich werden jährlich in Patente und Markenschutz investiert. Tatkräftige Unterstützung im Kampf gegen Plagiatoren erhalten die Sanitärhersteller auch durch den VDMA Fachverband Armaturen, dessen Rechtsabteilung bei juristischen Fragestellungen berät und informiert. Er pflegt die Kontakte zur Politik, um auch auf dieser Ebene den Druck für den Kampf gegen Produktpiraterie zu erhöhen. Aktionen wie der Zollkontrollrundgang auf Messen, den der VDMA Fachverband Armaturen seit 2007 initiiert, gehören dabei zu einem der wirkungsvollsten und effizientesten Mittel im Kampf gegen die Produktpiraterie. Mit unserer Initiative Blue Responsibility nehmen wir am Zollrundgang teil und richten uns gezielt an potenzielle Kunden wie auch an die breite Öffentlichkeit – für die Verwendung von hochwertiger Sanitärtechnologie.